Umsetzungen
Retentionsraum Altenritte
„Der Retentionsraum Altenritte ist das Beispiel einer naturnahen Hochwasserschutzmaßnahme mit geringstem technischen Aufwand. Ein aufgeschütteter, im Auenbereich der Bauna früher vorhandener Retentionsraum wurde durch Bodenabtrag reaktiviert und der Boden als Schutzdeich zur angrenzenden Wohnbebauung vor Ort wieder aufgebaut. Eine Fußgängerbrücke wurde um 0,5 m höher gelegt, um zu verhindern, dass sich die Bauna bei deren Verlegen aufstaut, im Bereich des jetzigen Deiches ausufert und die angrenzende Wohnbebauung sowie die Sportstätten des Stadtparks überflutet.
Zwei Sohlabstürze wurden in Sohlgleiten umgewandelt und die betonierte Gewässersohle unter zwei Straßenbrücken aufgenommen, um das Gewässer wieder für Fische und Benthosorganismen (Wirbellose) durchgängig zu gestalten. Die neu gewonnene Überschwemmungsfläche wurde so gestaltet, dass ein altarmähnliches Gewässer mit drei- bis viermaligem Einstau pro Jahr geschaffen wurden. So wird ein frühes Ausufern der Bauna möglich, wodurch der Hochwasserabfluss verzögert und die Welle abgeflacht wird. Zugleich wurde Hochwasser wieder in urbaner Umgebung sichtbar gemacht. Die Maßnahme erhielt eine Zuwendung durch das Land Hessen aus Mitteln der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe.“ (Bernhard Kühne, 2004)
Kleinstrückhalt in Schauenburg-Hoof
„Ein Kleinstrückhalt mit 5.600 m³ Fassungsvermögen schützt den Ortsteil Schauenburg-Hoof. Sein pegelabhängig gesteuerter Auslass führt im Falle des Einstaus das Hochwasser zwei Vorflutern zu. Er begrenzt den Zufluss zur Hinteren Bauna in der Ortslage auf 2 m³ pro Sekunde.
Regulierungsmaßnahmen im Bachbett und die Vergrößerung mehrerer Straßendurchlässe haben die Leistungsfähigkeit des bordvollen Abflusses auf diesen Wert erhöht. Ein Seitengraben der Kassel-Naumburger-Eisenbahn wird als zweiter Vorfluter im Hochwasserfall ebenfalls mit 2 m³ pro Sekunde Zufluss beaufschlagt. Hinter der Ortslage mündet der teilweise offene Bahnseitengraben wieder in das Bachbett der Bauna.“
(Bernhard Kühne, 2004)
Polder Schefferfeld
„Der Polder Schefferfeld vor dem Baunataler Stadtteil Altenritte ist das Herzstück des Hochwasserschutzes für das Stadtzentrum Baunatal. Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung wurden sowohl Planungsalternativen in Bezug auf den Standort als auch zur Ausbildung und Lage des Bauwerkes geprüft. Die gewählte Variante ist ein nebengelagertes Becken, ein so genanntes Polder, von dem die geringsten Eingriffe in das Gewässersystem der Bauna ausgehen. Das Fassungsvermögen des Polders Schefferfeld beträgt bei einem hundertjährlichen Hochwasser rund 230.000 m³.
Die Belange des Naturschutzes haben beim Bau des Polders vorrangige Beachtung gefunden. Durch das nebengelagerte Becken wird der intakte Uferbewuchs der Bauna nur punktuell beeinträchtigt. Renaturierungsmaßnahmen, wie die Beseitigung von Sohlabstürzen, erhöhen zusätzlich die ökologische Qualität der Bauna. Der Polder Schefferfeld ist das technisch aufwändigste Bauwerk im Rahmen des Hochwasserschutzkonzeptes entlang der Bauna. Durch ein Einschnürungsbauwerk im Gewässerbett wird ab einem Zufluss von 15 m³ pro Sekunde, den die Bauna hier schadlos bordvoll abführen kann, das Hochwasser durch ein Leitgerinne einer Wehrklappe zugeführt, die durch Absenken den Zufluss zum Polder freigibt.
Bei kleineren Ereignissen wird das Hochwasser gezielt einem Feuchtbiotop an der tiefsten Stelle des Polders zugeleitet. Bei größeren Hochwasserereignissen wird der gesamte Rückhalteraum flächig eingestaut. Die maximale Einstaudauer beträgt 72 Stunden. Durch ein Auslassbauwerk wird der Ablauf pegelabhängig so gesteuert, dass der Bauna nicht mehr Wasser zugeführt wird, als sie bordvoll schadlos abführen kann. Bei Vollstau schließt die Wehrklappe automatisch den Zufluss zum Polder, im Falle des Versagens ist das Bauwerk mit einem Überlauf zu einem benachbarten Nebengewässer der Bauna ausgestattet. Die Hochwasserschutzmaßnahmen Polder Schefferfeld und Kleinstrückhalt Hoof wurden bei einem Investitionsvolumen von rund 5,37 Mio. € zu knapp 20 % durch die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen aus der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz/Agrarstruktur gefördert.“ (Bernhard Kühne, 2004)
Hochwasserrückhaltebecken Katzenmühle
„Das Hochwasserrückhaltebecken Katzenmühle ist die zweitgrößte Hochwasserschutzmaßnahme nach dem Polder Schefferfeld, die der Verband für Abwasserbeseitigung und Hochwasserschutz in den Jahren 1997-2005 auf dem Gebiet der Stadt Baunatal und der Gemeinde Schauenburg realisiert hat. Mit rund 73.000 m³ Stauinhalt gewährleistet der Hochwasserrückhalt Katzenmühle in Verbindung mit lokalen Hochwasserschutzmaßnahmen in der Ortslage (Höherlegen von drei Brücken in 2003) den Schutz vor dem hundertjährlichen Hochwasser für den Schauenburger Ortsteil Elgershausen. Die Baumaßnahme hat am 27.6.2004 begonnen und wurde Ende 2005 beendet, die Inbetriebnahme des Beckens folgte im Jahr 2006.
Mit den Vorbereitungen wurde im Jahr 2000 im Rahmen einer Standortuntersuchung für einen Hochwasserrückhalt vor Elgershausen begonnen. Unter Einbeziehung der unmittelbaren Anlieger wurde durch den Verband die jetzige Lage des Bauwerks als aus wirtschaftlicher, wasserwirtschaftlicher und umweltverträglicher Sicht optimale Variante festgelegt. Die Baukosten für das Hochwasserrückhaltebecken wurden mit 2,95 Mio. € veranschlagt, für die der Verband eine Finanzierungshilfe durch die Europäische Union und das Land Hessen von insgesamt rund 80 % erlangen konnte.
Landschaftsökologisch betrachtet stellte der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Katzenmühle einen Eingriff in das Tal der Bauna dar, der jedoch so weit wie möglich minimiert wurde. Unvermeidbare Eingriffe in den Naturhaushalt wurden in der Nähe der Maßnahme ausgeglichen. So blieben ökologisch sensible Nebengewässer der Bauna, der Firnsgraben und der Firnsbach, unberührt. Ausgleichsflächen am Rande des Stauraums wurden für angetroffene Amphibienpopulationen geschaffen. Für den Fischbestand der Bauna wurden Sohlabstürze als Wanderungshindernisse in so genannte raue Rampen, die Fische beim Wandern überwinden können, umgestaltet. Landschaftspflegerische Maßnahmen wie die Anpflanzung von Bäumen und Gehölzen, sorgen für eine landschaftsgerechte Einpassung des Bauwerks.
Um den Hochwasserrückhalt auf 73.000 m³ zu begrenzen und das Bauwerk damit in den zur Verfügung stehenden Talraum einzupassen und nicht über zu dimensionieren, sperrt eine Steuertechnik im Falle eines Hochwassers zunächst im Hauptstrom ab, um das Hochwasser des Firnsbaches durch die Ortslage Elgershausen zu leiten. Die Steuerung wird dann das eingestaute Hochwasser in dem Maße wieder abgeben, wie die Bauna bordvoll und ohne Schäden in der Ortslage abführen kann. Durch lokale Maßnahmen, wie die Höherlegung von drei Brücken in der Ortslage, wurde das Fassungsvermögen der Bauna auf 15 m³ pro Sekunde erhöht. Um das gesamte vorhandene Rückhaltevolumen im Hochwasserfall optimal zu nutzen, wurde die Steuertechnik mit den übrigen Hochwasserschutzmaßnahmen im Einzugsgebiet der Bauna abgestimmt.“ (Bernhard Kühne, 2004)